Südtirol in den Bergen zwischen Wäldern und Tälern aus Gold

Südtirol – schon allein bei diesem Wort entstehen Bilder im Kopf, die durch die Trientiner Bergsteiger in „La Montanara“ so treffend besungen werden. Damit diese Träume auch real wurden, haben uns Christa und Ewald Mürdterdie Ortsgruppe des SAV in diesem Jahr wieder zu einer Wanderwoche dorthin eingeladen. Der Bus brachte uns zum ersten größeren Aufenthalt, demPlansee bei Reute. Auf dem sonnigen Höhenweg, der von der Seespitzbrücke zum Campingplatz  Seealpeführte, schweifte unser Blick über den blaugrünen See hinüber zu verschneiten Gipfeln und war die perfekte Einstimmungfür kommende Touren. Als der Bus später über den Reschenpass fuhr, wurden wir vom schneebedecken Ortler begrüßt. Die Sonne begleitete uns das ganze Vinschgau hinab bis zu unserem Ziel, den „Förstlerhof“  in Bugstall/Meran.

 

Tag2 Beim Aufbruch zur Fahrt ins Grödnertal war die Landschaft noch in Nebel gehüllt, der sich aber während der Fahrt durchs Eisacktal zunehmend lichtete. In St. Ulrich wechselnten wir vom Bus in die Raschötzbahn. Nur kurz war der Weg zur Talstation der Bergbahn, die uns hinauf auf 2163 m in den Schnee brachte. Hier war die Luft klar und der Rundblick atemberaubend. Langkofel, Sellastock und Marmolada, um nur einige der umliegenden Berge zu nennen, gleißten schneebedeckt in der Morgensonne.Zwei Gruppen machten sich auf den Weg zum Gipfel der Raschötz über die Schutzhütte Raschötzund derHeiligkreuzkapelle. Der Weg war wegen des Schnees rutschig, doch die Panoramasicht einmalig. Schon an der Schutzhütte griff leider die nächste Nebelwand, die aus dem Tal aufstieg, nach den Bergen. Wegen der schlechterwerdenden Sicht drehten wir um. An der Bergstation war der Himmel aber schon wieder klar. Wir genossen die grandiose Landschaft auf der Sonnenterrasse des Gasthofs und lieferten uns mit anderen Gästen eine kleine Schneeballschlacht, bis auch die Gruppe der Gipfelstürmer wieder zurück war. Rasch brachte uns die Bahn zurück ins Tal. Nach einem kurzen Spaziergang durchs umtriebige St.Ulrich ging es zurück ins Hotel.

 

Tag 3

Schon in der Nacht begann es zu regnen. Für heute stand der MarlingerWaalweg auf dem Programm. Bei der Abfahrt am Morgen war der Himmel bleiern und es regnete stark. Trotzdem stiegen inTöll viele von uns aus, denn wahre Wanderfreundinnen und -freunde lassen sich vom Wetter nicht abschrecken.Im Wald ging es zügig nach oben, bis der Waal erreicht war. Der Weg folgte nun diesem Wasserlauf, der in früherer Zeit als Bewässerungssystem für Obst- und Weinbau diente. Trotz des moderaten Gefälles floss das Wasser manchmal erstaunlich schnell, und nahm dabei auch tierische Passagiere mit. Gut gemeint fischten zweiTeilnehmer je einen großen Feuersalamander und einen Frosch aus den Fluten. Aber Fluten kamen auch von oben, die uns schon eine Portion Humor abverlangten. Doch auch kurze Augenblicke mit Sicht ins Tal waren uns vergönnt. Auf dem Weg lagen Unmengen von Esskastanien, die bei diesem Wetter ständig von den Bäumen herabfielen.

Nach geraumer Zeit führte der Weg aus dem Wald hinaus in die Weinberge. Am Hang, zwischen regengrau und sattgrün kam das Band bunter Regenschirme besonders gut zur Geltung. Mehrere Gasthäuser am Weg wurden ignoriert, bis dann endlich die „Leitenschenke“ oberhalb Tscherms in Sicht kam. Schnell hatte jeder einen Platz in der trockenen Gaststube gefunden. Nach zünftiger Brotzeit und Getränken ging es weiter, denn noch war die Wanderung nicht zu Ende. Nach einer knappen Stunde stieg man dannnach Oberlana ab. Am Busbahnhof trafen wir auf die „Genießergruppe, die statt des Waalwegs eine Excursion in die Gaulschlucht unternommen hatte. Mit unserem Bus fuhren wir dann zusammen nach Untermais, wo eine Besichtigung des Südtiroler Apfelkonsortiumsgeplant war.

Eine äußerst interessante Führung wurde uns geboten. Beeindruckend war vor Allem der unglaubliche Aufwand, der hier getrieben wird, um die Früchte der ca. 6000 Südtiroler Apfelbauern nach Farbe, Größe und Qualität zu sortieren, verpacken, etikettieren und einzulagern. Diese werden dann in der ganzen Welt vermarktet. Zum Abschied durfte jeder einen Apfel mitnehmen. Geschmacklich sind aber Schurwälder Streuobstäpfel einigen der Südtiroler Sorten überlegen.

 

 

 

Tag4

Für heute sah der Wetterbericht besser aus. Das war auch ganz gut so, denn eine Dolomitenrundfahrt im Regen und Nebel wäre nicht optimal gewesen. Wir hatten mit Sepp auch einen ortskundigen Führer dabei, der vieles über die Geographie, Geschichte und Bewohner der Region zu erzählen hatte. Bis nach Bozen und im Eisaktal waren noch Wolken am Himmel. Der gestrige Regen hatte den Fluss beängstigend  anschwellen lassen. Dann kam der Schock, als wir mit dem Bus ins Eggental einbogen. Dort wo früher eine traumhaft schöne, enge Schlucht am Eggenbach nach oben führte, haben die Menschen, vermutlich aus Geldgier (um die Skigebiete optimal erreichbar zu machen) mit einem Tunnelsystem durch das Tal, ein landschaftliches Kleinod für immer zerstört. Schade. Oben nach Welschnofen bis zum Karersee waren auch die Wälder verschwunden, die  allerdings einem Sturm im Jahr 2018 zum Opfer fielen. Man konnte die Landschaft nur erahnen, denn noch herrschte auf diesem Hochtal der Nebel. Der allerdings dem Karersee eine mystische Stimmung verlieh. Währendeines kleinen Rundgangs um den malerischen Bergsee wurde es zunehmend heller und als der Bus später ins Fassatal einbog, riss der Himmel auf.  Die Langkofelgruppe und die gewaltigen Wände der Sella, einst ein tropisches Korallenriff,  türmten sich vor unseren Augen auf. Nach Canazei musste Peter, unser Busfahrer, richtig zulangen, denn die 29 Kehren des Pordoi-Jochs forderten seine Armmuskeln heraus. Eine knappe Stunde konnte man dann oben auf der Passhöhe,auf2239 m, in herrlichem Sonnenschein,aber eisigem Wind,verbringen. Die Fahrt hinunter nach Arraba war, wie die Auffahrt wieder nur über unzähligen Kehren zu bewältigen. In Arraba wartete bereits das Hotel Olympia mit der Mittagsrast auf uns. Dadort gleichzeitig mehrere Busse ankamen,gestaltete sich der Aufenthalt etwas chaotisch.Nach dem Mittagessen ging es über den deutlich kleineren Campolongopass hinüber nach Corvara ins Gadertal, wo wir durch den gewaltigen Eckpfeiler des Sassonghers, am Abzweig zum Grödnerjoch, begrüßt wurden. Da das Grödnerjoch nicht befahrbar war, musste die weitere Strecke durchs Gadertalhinaus bis St. Lorenzen und dann der Rienz entlang bis Brixen gewählt werden. Durchs Eisacktal ging es zurück nach Meran.Die Fehlende Bewegung an diesem Tag wurde am Abend durch Tanzen kompensiert. Von der ausgelassenen Stimmung und dem Einsatz des Alleinunterhalters ließen sich selbst Tanzmuffel anstecken.

 

Tag 5

Auf dem Programm stand heute ein Besuch der Gärten des Schlosses Trauttmansdorff.  Eine Unmenge verschiedenster Gewächse werden von den Gärtnern in der Anlage kultiviert. Vom heimischen Apfelbaum bis zur exotischen Zitruspflanze findet man hier alles. Leider konnten wir diese schöne Anlage, wie schon 2019,nur mit Regenschirm bewundern. Nach einer guten Stunde, unter sachkundiger und lehrreicher Führung, begaben wir uns dann doch ins trockene Schloss. Während Einige die Gemächer von Kaiserin Sissi anschauten, hatten Andere mächtig viel Spaß mit der Südtiroler Kugelbahn. Wegen des Wetters wurde der Aufenthalt etwas abgekürzt und so war die vorgesehene Zeit schnell verflogen. Dafür gab es einen Besuch in einer Speckräucherei, denn was wäre ein Südtirolbesuch ohne Speck. Als dann alle mit Tüten und strahlenden Augen wieder im Bus waren, konnte es nach Oberlana zum Brandiswaalwegweitergehen.Da die Bäche in den letzten Tagen sehr viel Wasser abbekommen hatten, war ein nochmaliger Besuch in der Gaulschlucht sehenswert. Die Schlucht kann zwar wegen einer dort heimischen, seltenen Fledermausart nicht komplett begangen werden, aber als man auf einer der Hängebrücken stand und der Bach mit seiner Urgewalt unter uns durchrauschte,  flößte  das schon gehörigen Respekt ein. Der Abstecher hat sich daher sehr gelohnt. Dann ging es zurück, durch Lana hindurch bis zum Brandiswaalweg, wo inzwischen der Regen nachgelassen hat. Durch Obsthaine, Weinberge und Holzstege direkt am Fels führte der geschwungene Weg am Hang entlang. Unmengen von Kastanien lagen auch hier auf dem Boden. Bald näherte sich schon das Ende der Wanderung. Kurz nach einer Gaststätte am Weg lag ein gewaltiges Rauschen in der Luft.Nur nochwenige Schritte über eine glatte, steile Holzrampe waren zu meistern, dann stand man vor dem atemberaubenden Brandiswasserfall. Gewaltige Mengen Wasser rauschten über den Felsen und in einerGischtwolke60 m in die Tiefe. Nur schwer konnten wir uns von dem Anblick lösen, aber eine Einkehr im nahen Gasthaus war auch nicht zu verachten. An der Pfarrkirche von Niederlana, die einen berühmten Altar von Hans Schnatterpeck aus dem 15. Jahrhundert beherbergt, wurden wir dann wieder abgeholt.

 

Tag 6

Leider hieß es heute „Abschied nehmen“. Schnell waren die Koffer und Taschen im Bus verstaut. Die Fahrt ging hinaus ins Vinschgau bis Laas zu einem Besuch der weltberühmten Marmorwelt. Schon der Einführungsfilm vermittelte die Wunderwelt des Marmors. Von der Entstehung des „Weißen Goldes“ vor etwa 400 Mio. Jahren bis zum Brechen der Blöcke aus dem Berg und zum Endprodukt an Gebäuden oder Kunstwerken.

Beim Rundgang über das Werk bekamen wir einen kleinen Einblick in die heutige Produktion.

Dann war es endgültig Zeit für die Heimfahrt. Ein letzter Blick vom Reschenpass zurück zum Ortler und die Worte unseres Wanderführers Ewald „Sonne, Regen Schnee- Südtirol ade“ beendeten die schöne Woche.

Ein ausdrücklich herzlicher Dank geht hier an Christa und Ewald Mürdter für die reibungslose Organisation und die vielen Eindrücke, die wir mitnehmen durften.