Unter dem Motto „Schiffsleut‘, Salz, Moor & more“ macht sich eine Reisegruppe des Schwäbischen Albvereins Ortsgruppe Baltmannsweiler gut gelaunt und erwartungsfrohauf den Weg in den Chiemgau. Nach einer kurzen Rast ist unser erstes Ziel Wasserburg.
Die Stadt war einst eine der bedeutendsten Handelsstädte Bayerns. Vor allem der Salzhandel blühte an diesem wichtigen Verkehrsknotenpunkt. Das im 80 km entfernten Reichenhall gewonnene Salz wurde von hier zu Wasser und zu Land in den süddeutschen Raum transportiert. Die gesamte Entwicklung der Stadt hing vom Salz ab. An die Herrschaft musste der Salz- oder Scheibenpfennig bezahlt werden, eine Abgabe, die für das auf dem Inn transportierte Salz fällig wurde. Eine andere Einnahmequelle war der Brückenzoll, der für die Überquerung der Innbrücke fällig wurde. Aber bereits ab dem 16. Jh. geriet die Stadt immer mehr ins Abseits, weil wichtige Fernstraßen und Eisenbahnstrecken an Wasserburg vorbeigeführt wurden.
Nachdem am Nachmittag das Quartier in Halfing bezogen worden war, steht am nächsten Tag der Chiemsee auf dem Programm. Die Highlights des Tages sind die Besuche auf den Chiemsee-Inseln. Zunächst besichtigt die Gruppe Schloss Herrenchiemsee auf Herrenwörth. 
Dort befand sich bis zur Säkularisierung (1803)ein prächtiges Augustinerkloster, das verweltlicht, verstaatlicht und danach an eine Privatperson verkauft wurde. Ende des 19. Jh. schickten die Chiemgauer eine Petition an den König, weil schwäbische Geschäftsleute den Baumbestand auf der Insel komplett abholzen wollten. Dadurch war der König auf die Insel aufmerksam geworden. Zuvor hatten die Wittelsbacher wenig Interesse am Chiemsee gezeigt. Ludwig II. aber hatte hier den Platz für „sein Versailles“ gefunden. Schloss Herrenchiemsee war nie zur Repräsentation gedacht. Seine einzige „Funktion“ bestand darin, dem französischen Sonnenkönig zu huldigen. Während im Schloss Versailles bis zu 5.000 Menschen lebten war Herrenchiemsee nur für den König gebaut. Bei seinen wenigen Besuchen im halbfertigen Schloss genoss er bei seinen einsamen nächtlichen Runden durch die mit tausenden von Kerzen erleuchteten Räume die ganze Pracht der Ausstattung. Nach seinem Tod wurden die Arbeiten sofort eingestellt, so dass das Schloss nie vollendet wurde.
Das Benediktinerinnenkloster Frauenwörth wurde bereits 772 von Bayernherzog Tassilo III. gegründet und ist damit das älteste Nonnenkloster Deutschlands. Die erste namentlich bekannte Äbtissin ist Irmingard (gest. 866), Schutzpatronin des Chiemgaus. Die auto- und fahrradfreie Insel wird im statistischen Durchschnitt von 250 Menschen bewohnt. Im Moment sind es 135 Bewohner, die eine autonome Verwaltung haben. Das heißt, die Bewohner wählen ihren Bürgermeister und 8 Gemeinderäte. Das Flair der Insel mit ihren von kleinen Gärten umgebenen Häusern lockte auch Künstler auf die Insel. Anfang des 19. Jh. war Frauenchiemsee eine der ältesten Künstlerkolonien Europas bis die ruheliebenden Künstler Ende des 19. Jh. von den ersten Touristen (sie wurden noch Ausflügler genannt) vertrieben wurden.
Die „1000jährigen Linden“ stehen auf dem höchsten Punkt der Insel. Die Marienlinde, bereits hohl, wird auf ca. 700 Jahre geschätzt und die Tassilolinde soll 500 Jahre alt sein.
Am 3. Tag der Reise führt der Weg nach Bad Reichenhall– das „reiche Hall“. Das Wort Hall steht für Sole und Salzsiederei. In Reichenhaller Salinen wird nachweislich seit 696 ununterbrochen Salz abgebaut. Die Salzsiederei verschlang große Mengen Holz. Die massiven Abholzungen rund um Reichenhall machten es notwendig, das Salz zum Sieden dort hinzubringen, wo es noch Holz gab, und so wurde Anfang des 17. Jh. eine Soleleitung bis nach Traunstein und später auch noch nach Rosenheim verlegt. Das aus dem Berg geschwemmte „flüssige Gold“ wurde durch hölzerne Rohre gepumpt; aus der Not entstand die erste moderne Pipeline der Welt. Auf 31 Kilometern wurden 253 Höhenmeter überwunden für die 7 Pumpwerke erforderlich waren.
Durch das milde Klima, das durch die zwischen den Bergen eingebettete Lage entsteht, wird Reichenhall auch das oberbayrische Meran genannt und schon im 18. Jh. wird erkannt, dass sich die salzhaltige Luft positiv auf die Gesundheit auswirkt. Der Adel und andere Reiche kamen, um Inhalationen und andere Anwendungen zu genießen und entlang des Gradierwerks zu wandeln, was den gesamten Ort nachhaltig veränderte. Ein bisschen der damaligen Noblesse ist vielleicht heute noch zu spüren.
Eine Großteil der Gruppe entscheidet sich anschließend für die Wanderung auf dem ehemaligen Soleleitungsweg, während die „Genießertruppe“ es vorzieht, entlang des Thumsees zu schlendern, um die herrliche Landschaft auf sich wirken zu lassen.
Am nächsten Tag heißt es „Bergerlebnis Kampenwand“. Der Gipfel des mächtigen dreigezackten Felsmassivs wird durch das größte Gipfelkreuz der Alpen gekrönt.

Bereits die Auffahrt mit der Seilbahn bietet beeindruckende Ausblicke in die Gebirgslandschaft. Die Nicht-Gipfelstürmer können in gemütlichen Almwirtschaften verweilen und den Blick in die Bergwelt genießen.
Zurück im Tal geht es zu Fuß hinauf ins Schloss Hohenaschau. Die mittelalterliche Burg wurde Mitte des 16. Jh. durch die damaligen Besitzer, die Herren von Freyberg, eine aus Schwaben stammenden Adelsfamilie, zum Schloss umgebaut. Nach langer wechselvoller Geschichte gehört das Schloss heute dem Staat. Teile davon sind an verschiedene Einrichtungen verpachtet. Der überwiegende Teil des Schlosses wird als Ferienwohnheim des Sozialwerks der Bundesfinanzverwaltung genutzt.
Ein Moor-Erlebnistag in den Kendlmühlfilzen rundet das Programm ab. Auf einer Fläche von fast 750 ha entstand auf dem Gebiet des Ur-Chiemsees, der durch Eisströme des Chiemsee-Gletschers ausgehobelt wurde, ein Hochmoor – die Kendlmühlfilzen. Es hat eine Mächtigkeit von bis zu 9 m Höhe. Der Torf wurde abgebaut und hauptsächlich als Heizmaterial genutzt. Das Moor wächst ca. 1 mm pro Jahr in die Höhe, der Brenntorf wurde aus einer Tiefe von 4 – 5 Meter abgebaut. Es wurde also Torf gestochen, der vor 4 – 5 Tausend Jahren aufgebaut wurde. Erst 1988 wurde der Torfabbau nach Bürgerprotesten endgültig eingestellt.

Die schönen Tage im Chiemgau gehen viel zu schnell vorüber, aber auf der Heimreise bleibt noch Zeit für eine Stippvisite in Neubeuern.
Direkt Am Inn gelegen profitierte auch Neubeuern vom regen Handel auf dem Fluss, der bis ins 19 Jh. hinein die wichtigste Verkehrsverbindung zwischen dem Mittelmeer- und Donauraum war. Ein stets befahrbarer Seitenarm des wilden Inns floss dicht unter dem Marktplatz entlang und bot eine sichere Lände. Ausgedehnte Schifffahrts- und Marktrechte sorgten für Wohlstand des heute pittoresken Ortes.
Sechs schöne, erlebnisreiche, aber auch unterhaltsame Tage gehen viel zu schnell vorbei. Den Mitreisenden bleibt nur, sich bei den Organisatoren recht herzlich für die wieder sehr gut vorbereitete Reise zu bedanken. Ein Erlebnis, von dem alle noch lange zehren können. rm